Ich dachte immer, die richtige Art, italienisches Risotto zu kochen, sei mit der Toskanafraktion in die deutschen Kochbeutelstuben eingegangen, also vielleicht in den achtziger Jahren. Nun lese ich aber bei Marie Luise Kaschnitz in ihrem Roman Liebe beginnt von 1933:
„…ich suchte Streichhölzer und zündete das Gas an, die Butter zerfloß auf dem Grunde des Topfes, ich schüttete den Reis darauf, und die Körner sprangen in das zischende Fett. Ich ging hin und her, und manchmal rührte ich um, manchmal auch gab ich einen Schöpflöffel voll Brühe auf den Reis, und dann fuhr eine Wolke von heißem Dampf auf.“
Ohne das Wort Risotto einmal nieder zu schreiben, kocht die Dame hier ein italokonformes Risotto.
Eine Trouvaille ! Schade, dass ihre Romanerstling in deutschen Küchen nicht mehr bewirkt hat.
Ja, das stimmt. Da sie offensichtlich im weitern Verlauf des Romans nach Italien reist, obwohl sie immer nur von dem Land im Süden spricht, hat sie das Geheimnis vielleicht von dort mitgebracht und auf den ersten Seiten etwas vorausgegriffen…