Brunello-Skandal: Sieben Weingüter haben gepanscht

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Erst jetzt ist mir ein Beitrag bei The Pour von vor zehn Tagen aufgefallen. Die Ergebnisse der Brunello-Untersuchung zum Jahrgang 2003 wurden veröffentlicht. Die Behördne haben Antinori, Argiano, Banfi, Biondi Santi, Casanova di Neri, Col d’Orcia und Frescobaldi geprüft. Nur zwei von ihnen haben sauber gearbeitet: das altehrwürdige Biondi-Santi und das eher robuste Col d’Orcia. Alle anderen haben gepanscht. Gerade die Massen- und Markenproduzenten Antinori, Banfi, Casanova di Neri und Frescobaldi.

Zum Hintergrund: Brunello und auch Rosso di Montalcino dürfen ausschließlich aus Sangovese bestehen. Alle anderen Sorten sind verboten. Gerade moderner Weine (Stichwort Massenmarkt) erfordern einen weicheren Geschmack, deswegen wird gerne mit Merlot gestreckt. Dafür gäbe es zwar eine DOC, Sant’Antimo, aber die lässt sich natürlich nicht so geldbringend vermarkten wie Brunello. Der Jahrgang 2003 hat nun ein Stigma, 2004 hingegen ist großartig und gerade auf dem Markt.

Brunello-Skandal: Banfi freigesprochen

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Nun ist auch der Brunello 2003 von Banfi als regelkonform frei gesprochen worden, sprich, Analysen haben nicht nachweisen können, dass der Sangiovese mit anderen Trauben verschnitten wurde. Er wird ausgeliefert. Nachdem zuvor auch Antinori seine Absolution erhalten hat, scheint sich der Brunello-Skandal in Luft oder Weingeist oder was auch immer aufgelöst zu haben. Was bleibt übrig? Scheinbar hat nur Argiano gepanscht. War alles andere nur ein böse Kampagne? Oder doch eher Mafia-Gemauschel? Nicht viel veritas im vino, würde ich mal auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen mit italienischen Behörden unterstellen. Ein Misstrauen, dass übrigens die meisten Italiener mit mir teilen.

Zwei positive Ergebnisse hat das ganze aber doch: Der viel versprechende Jahrgang 2004 wird sicher sehr sorgfältig geprüft und rein serviert. Und das Consortio hat entschieden, beim reinen Sangiovese zu bleiben und die DOCG-Regel nicht aufzuweichen. Es hat sich gezeigt, dass die Welt eben Sangiovese im Brunello will und nicht den allgegenwärtigen Merlot.

Via Wein Plus und La Nazione

Brunello-Embargo abgewendet

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Der italienische Staat gibt für Brunello Exportgarantien und überprüft Weine, die in die USA geliefert werden. So kommt die italienische Regierung einem drohenden Embargo für Brunello zuvor, schreibt der Wine Spectator. Ein spezielles Büro im Landwirtschaftsministerium soll dafür zuständig sein. Das Consorzio war einige Wochen zuvor schon entmachtet worden. Eine solche Exportgarantie ist einzigartig in Italien und zeigt, welchen Stellenwert der Weinhandel hat.

Antionori konnte für seinen Brunello den Vorwurf zu panschen inzwischen abwenden, Argiano hat seinen Wein deklassiert (IGT Sant Antimo?) und bei Banfi und Frescobaldi steht das Ergebnis der Prüfung noch aus.

Am Rande: Was mich beim Wine Spectator dann doch wundert, ist, dass man für Blogs bezahlen soll. Das widerspricht irgendwie dem Web-2.0-Gedanken, und in echten Bloggerkreisen werden sie damit nix!

Presse- statt Brunello-Skandal?

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Die italienische Weinzeitschrift Merum wirft der Presse vor, aus dem Brunello- einen Presseskandal gemacht zu haben. Denn in Wirklichkeit handle es sich um zwei Skandale (wie wir eigentlich schon wissen), die in den Medien zu einem vermischt worden seien. „Die Lektüre der Berichte in der deutschsprachigen Presse lassen jedoch vor allem darauf schließen, dass bisher noch keine Redaktion in der Lage war, eigene Recherchen anzustellen.“ (geschrieben gestern, am 15.April!)

Als Beleg liefert Merum in erster Linie einen Bericht der Schweizer Zeitung Blick. Diese ist jedoch, wie ich finde, nicht wirklich ein Maßstab für den Rest der Berichterstattung, denn sie bewegt sich auf Bild-Niveau. Ein Boulevard-Blatt. Ich hatte eher den Eindruck, dass die deutschen Medien sehr wohl die beiden Skandale getrennt behandelt haben. In der Überschrift lassen sich die beiden Reizworte „Brunello“ und „Salzsäure“ zwar geschickt mischen, aber im Text hatte ich bei keiner Publikation das Gefühl, sie hätte redaktionell Gift in den Brunello gerührt. Hier scheint mir eher, Merum-Chefredakteur Andreas März unsauber zu übertreiben. Sehr lesenswert sind hingegen die Details zum Giftskandal in seinem Kommentar.

In Montalcino haben inzwischen die Erzeuger Frescobaldi und Antinori die Vorwürfe zurückgewiesen. Um Banfi hingegen ist es seltsam still. Den Namen Biondi-Santi habe ich einmal gelesen (bei Wein Plus), das war wohl wirklich eine Ente. Ein schönes Interview mit Eberhard Spangenberg (Garibaldi/Slow Food) gibt es in der SZ, er hofft: „Der Skandal könnte aber auch einen positiven Einfluss haben. Winzer, die einen guten und ehrlichen Wein machen, könnten durch die Sache gestärkt werden.“ Das wäre doch was.

Via Wein Plus

Rosso von Banfi

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Castello Banfi ist einer der großen Produzenten in Montalcino und gehört einem amerikanischen Weinimporteur. Die Produktpalette umfasst nicht nur Brunello und Rosso, sondern auch Syrah, Merlot, Cabernet, Chardonnay, Pinot Grigio und diverse Sangiovese-Gemische, die Banfi als Super-Tuscans bezeichnet. Ich hatte einen Rosso von 2002, kein besonders gutes Jahr für die Toskana. Der Wein hingegen war sehr ordentlich, ein typischer Barrique-Sangiovese, aber sehr stimmig komponiert. Und für das schlechte Jahr ordentlich im Alter. Die Farbe ist dicht, granatrot, schon ins ziegelige gehend. Intensives Aroma, würzig-beerig, Brombeere, Himbeere, Wacholder, Leder, Zigarrenkiste, Vanille. Im Geschmack eine frische Säure, Beeren, trocken, immer noch deutliche Gerbstoffe, körperreich, etwas feurig, lang. Gut im Alter, hat noch eine gewisse Strenge, Eleganz und sicher noch ein paar Jahre vor sich. Passt zu Rinderfilet.