Pizza Tirolo

Kost, Wein

Diese Pizzavariante lernte ich erst dieses Jahr am Lago di Garda kennen, sonst sind wir meist weiter im Süden. Die geschmackliche Kombination aus Speck und Edelschimmelkäse ist sehr gelungen, allerdings haben wir beim Nachbauen ein paar Anfängerfehler gemacht.

Pizzateig wie bei Pizza Pugliese. Der Fehler zeigt sich im folgenden Bild:

Fetter Speckrand und zu dicke Käsescheiben. Der Effekt ist: es bildet sich zu viel flüssiges Fett, das die Pizza wahrhaft absaufen lässt. Also: Weißer Speckrand weg vom Speck, weniger Käse, drunter eine dünne Schicht Creme Fraiche und zum Schluss, nach dem Backen erst, Kresse drauf. Kein Salz, im Speck ist genügend drin. Das Backen selbst erfolgt wie immer so heiß wie möglich, auf unterster Schiene, solange bis der Rand schön knusprig ist. Der Boden selbst sollte noch weich sein.

Dazu gab es keinen Tiroler Wein, unangemessen, aber dennoch sehr passend einen Rosso di Montalcino von Caparzo 2005, sehr schönes rubinrotes Leuchten, relativ hell, beerig-würzigis Aroma, intensiv, sehr fein, edle Beeren, Brombeere, Heidelbeere, etwas Vanille, Nelke, Röstaromen, leicht mineralisch, frischer Auftakt, deutlicher Biss am Gaumen, frische Säure, warm, voller, dichter Körper, wenig Resttannin, vom Alter her schon sehr ausgeglichen, in wenigen Jahren fad. Jetzt austrinken. Ein toller und runder Sangiovese, aber von der Substanz nicht mit 2003/04 vergleichbar.

Caparzo Rosso di Montalcino 2005
Rosso di Montalcino DOC
Italien/Toskana

Rot; Sangiovese
13,5% Alkohol; Ausbau im großen Holzfass

Morellino di Scansano DOCG 2009 vom Aldi

Wein

Manchmal probiere ich Weine, die es beim Aldi im Angebot gibt. Vom Sockel (von welchem auch?) hat mich bislang noch keiner gerissen, oft sind sie aber nicht schlecht und haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Den Brunello für 12 Euro kaufe ich nicht, da kann was nicht stimmen, aber bei einem Morellino kann man meist nicht so viel falsch machen. Es ist auch ein Sangiovese, oft verschnitten, dieser mit Merlot und Cabernet Sauvignon. Morellino kommt von der Maremma und hat eher einen leichten, jungen und frischen Charakter, im Vergleich mit den großen Toskanabrüdern Montalcino und Montepulciano. Der Abfüller Castellani ist ein Großkonzern.

Der Wein ist streng, Aromen wie Pfeffer, Leder, Nelke stehen im Vordergrund, dahinter etwas Kirsche, leicht marmeladig. Auch am Gaumen deutlicher Biss, warm, Tannine, frische Säure, mittelschwer, lang. Er ist noch jugendlich, braucht drei Stunden Luft und hält vielleicht noch drei, vier Jahre. In der Preisklasse unter fünf Euro hab ich den Morellino der Winzergenossenschaft (Vignailoi) etwas besser in Erinnerung. Aber es ist kein schlechter, etwas gehaltvollerer Alltagstropfen.

Castellani Morellino di Scansano 2009
Morellino die Scansano DOCG
Italien/Toskana

Rot; Sangiovese, Merlot, Cabernet Sauvignon
13 % Alkohol

Rezept: Penne alla Senese mit Chiantiwein

Kost

Im Herbst und Winter lieben wir Walnusssauce, bei dieser Variante aus Siena werden die gehackten Walnüsse etwas angeröstet, das macht sie bekömmlicher. Dazu hatten wir sehr passend einen leicht gealterten Chianti Riserva von 2003.

Walnüsse
Lauch
Knoblauch
Zitronenschale
Kapern
Creme Fraiche
Gekochter Schinken
Pfeffer, Nuss- oder Sesamöl, getrocknete Fenchelblüten, Basilikum oder Petersilie

Grobe Nudeln, z.B. Penne
Parmesan

penne

Die Walnüsse im Mörser stampfen oder in der Küchenmaschine klein hacken. Etwas Lauch zerkleinern und in der Pfanne andünsten, kurz Knoblauch und Zitronenschale hinzu, dann die Nüsse und alles auf kleiner Flamme ganz leicht etwa zehn Minuten rösten. Während dessen die Nudel aufsetzen. Die Sauce mit so viel Nudelwasser ablöschen, dass sie schön sämig und cremig ist. Dann die Kapern und die Creme Fraiche einrühren, auf kleiner Flamme warm halten bis die Nudeln fertig sind. Dann erst den Schinken unterheben und würzen: Nuss- oder Sesamöl, Pfeffer eh, typisch toskanisch sind die getrockneten Fenchelblüten, die aber nicht zu stark in den Vordergrund treten dürfen. Und etwas frisches Grün.

penne2

Ein Flasche gealterten Wein zum Essen zu servieren, ist immer ein Risiko, denn man hat ihn ein paar Jahre zuvor probiert und weiß nicht, in welchem Zustand er ist. Noch zu jung? Viele Weine sind im Zwischenstadium zwischen jung und alt unangenehem. Oder zu alt und langweilig? Diesmal hatten wir Glück, der sechs Jahre alte Chianti Riserva 2003 ist für meine Begriffe auf dem Höhepunkt, das ist natürlich Geschmackssache, aber ich mag sie am liebsten, wenn sie schon Alterstöne, aber noch ein bisschen jugendlichen Biss haben. So hat er wunderbar zum Essen gepasst mit Kraft und Würze, aber nicht zu dominant. Villa Puccini ist im Übrigen ein Supermarktwein, aber ein absolut zuverlässiger Sangiovese, kein großer Wein, aber sehr schmackhaft, würzig und beerig im Aroma, feine Holztöne, Kirsche, mild im Auftakt, volle, reine Frucht ohne Kitsch, dabei noch einen leichten, tanninigen Biss und echt und ehrlich trocken. Voll und lang im Abgang.

Noch ein Wort zum Alkoholgehalt, weil wir in einem andern Blog gerade die Diskussion hatten: Der Wein hat 12,5 Prozent, ist rundum harmonisch und noch lange nicht am Ende. Ich habe viele Weine in vergleichbarem Alter mit 13,5 und mehr Umdrehungen getrunken, die nur noch nach Alkohol schmeckten, wenn die eigentlichen Aromen milder werden. Es sind nur ganz wenige Weine, die den hohen Alkoholgehalt mit ins Alter nehme können. Barolo fällt mir ein.

chianti

Villa Puccini 2003
Chianti Riserve DOCG
Italien/Toscana

Rot; Sangiovese + ?
12,5 % Alkohol; Ausbau im Eichenholzfass

Brunello-Skandal: Sieben Weingüter haben gepanscht

Wein

Erst jetzt ist mir ein Beitrag bei The Pour von vor zehn Tagen aufgefallen. Die Ergebnisse der Brunello-Untersuchung zum Jahrgang 2003 wurden veröffentlicht. Die Behördne haben Antinori, Argiano, Banfi, Biondi Santi, Casanova di Neri, Col d’Orcia und Frescobaldi geprüft. Nur zwei von ihnen haben sauber gearbeitet: das altehrwürdige Biondi-Santi und das eher robuste Col d’Orcia. Alle anderen haben gepanscht. Gerade die Massen- und Markenproduzenten Antinori, Banfi, Casanova di Neri und Frescobaldi.

Zum Hintergrund: Brunello und auch Rosso di Montalcino dürfen ausschließlich aus Sangovese bestehen. Alle anderen Sorten sind verboten. Gerade moderner Weine (Stichwort Massenmarkt) erfordern einen weicheren Geschmack, deswegen wird gerne mit Merlot gestreckt. Dafür gäbe es zwar eine DOC, Sant’Antimo, aber die lässt sich natürlich nicht so geldbringend vermarkten wie Brunello. Der Jahrgang 2003 hat nun ein Stigma, 2004 hingegen ist großartig und gerade auf dem Markt.

Ronco dei Ciliegi 2002: Alt und doch noch jung

Wein

Ganz überrascht hat mich der 2002er Ronco dei Ciliegi von Castelluccio, ein Forli IGT aus der Romagna. Sein Produzent hat zwar vollmundig behauptet, der Wein hält locker zwanzig Jahre, aber so richtig geglaubt hab ich es ihm nicht. Die Flasche, die erste die ich von diesem Jahrgang öffne, scheint ihm Recht zu geben, der Wein ist noch ausgesprochen jugendlich mit viel Biss im Aroma und am Gaumen. Das Rot ist noch bläulich, das Aroma elegant, holzig-würzig, beerig, später kommen Rosen und getrocknete Holunderbeeren hinzu. Der Geschmack ist kräftig-tanninig mit einer frischen Säure, wieder Beeren, später etwas Kirsch, leicht marmeladig, voluminös und lang. Insgesamt ein sehr gelungener romagnolischer Sangiovese, der sich mit den großen Toskanesern messen kann.

Fast noch mehr liegt mir der einfache Le More von Castelluccio, ein Sangiovese di Romagna, der nicht im Fass ausgebaut ist, ein dichter, gehaltvoller, unverstellter Sangiovese in seiner Reinform.

Das Weingut liegt übrigens an einer sehr hübschen Bergstraße hinter Forli und Faenza, zwischen den beschaulichen Städtchen Modigliana und Brisighella.

ronco1

Castelluccio Ronco dei Ciliegi 2002
Forli IGT
Italien/Emilia-Romagna

Rot; Sangiovese
13 % Alkohol; Ausbau im kleinen Holzfass (350 l)

Sangiovese gegen den Winter

Wein

Es schneit ohne Pause, Zeit für einen winterlichen Wein. Der Kleine von Lisini, San Biagio 2006, in ein reinsortiger Sangiovese aus der Toskana (Rosso Toscana IGT). Mit seinen 14 Prozent wärmt er das Herz des Trinkers aufs Trefflichste, ohne dass der Alkohol im Aroma oder Geschmack zu intensiv hervortreten würde. Der Wein ist noch jung, wuchtiges, aber feines Holz und Tannine dominieren die feine Komposition. Waldbeeren, Holunder, Wacholder, Nelken, Rauch und das Holz zeigen sich im Geruch. Im Geschmack ist der Wein sehr kräftig, voll, leicht bitter, trocken, tanninig-beerig im langen Abgang. Ein stolzer Toskaner.

2006 war ein sehr gutes Jahr in Norditalien. Lisini gehört zu den bewusst traditionell arbeitenden Gütern in Montalcino. Zu Fisch hätte er nicht gepasst. Die Zusammenfassung folgt.

lissini2

Lisini San Biagio 2006
Rosso Toscano IGT
Italien/Toskana

Rot; Sangiovese
14 % Alkohol; Ausbau im Holzfass

Brunello-Skandal: Banfi freigesprochen

Wein

Nun ist auch der Brunello 2003 von Banfi als regelkonform frei gesprochen worden, sprich, Analysen haben nicht nachweisen können, dass der Sangiovese mit anderen Trauben verschnitten wurde. Er wird ausgeliefert. Nachdem zuvor auch Antinori seine Absolution erhalten hat, scheint sich der Brunello-Skandal in Luft oder Weingeist oder was auch immer aufgelöst zu haben. Was bleibt übrig? Scheinbar hat nur Argiano gepanscht. War alles andere nur ein böse Kampagne? Oder doch eher Mafia-Gemauschel? Nicht viel veritas im vino, würde ich mal auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen mit italienischen Behörden unterstellen. Ein Misstrauen, dass übrigens die meisten Italiener mit mir teilen.

Zwei positive Ergebnisse hat das ganze aber doch: Der viel versprechende Jahrgang 2004 wird sicher sehr sorgfältig geprüft und rein serviert. Und das Consortio hat entschieden, beim reinen Sangiovese zu bleiben und die DOCG-Regel nicht aufzuweichen. Es hat sich gezeigt, dass die Welt eben Sangiovese im Brunello will und nicht den allgegenwärtigen Merlot.

Via Wein Plus und La Nazione

Johnson stuft Toskana 2003 herab

Wein

Hugh Johnson vergibt ja bekanntlich keine Punkte für Weine, aber man kann sehr gut zwischen den Zeilen lesen. Im soeben erschienenen Kleinen Johnson 2009 heißt es über den Jahrgang 2003 in der Toskana: „Der hohe Zuckergehalt der Trauben hatte viel Alkohol in den Weinen zur Folge, mit grünen Tanninen für früh erntende Erzeuger und säurearme Marmeladigkeit für jene, die später lasen.“ Klingt nicht so doll. In der Vorjahresausgabe hieß es noch: „Großer Erfolg mit spät reifenden Sorten (Sangiovese, Cabernet Sauvignon), weniger mit Merlot.“ Wenn das keine Herabstufung ist vom großen Erfolg zur säurearmen Marmeladigkeit. Es scheint Zeit zu werden, die 2003er Bestände langsam in Mageninhalt und Blutalkohol umzuwandeln…

Zum sofortigen Genuss habe ich mir heute hingegen einen Vino Nobile aus dem Jahr 2004 vorgeknöpft, Loggia delle Sassaie, ein weitaus besseres Jahr, auch nach der neuesten Diktion. Der zeigt sich noch verschlossen, mit deutlichen, Gerbstoffen, bitter, warm und insgesamt noch nicht ausgewogen. Eine deutliche Strenge paart sich mit der frischen Säure. Die Tannine herrschen auch im Abgang vor. Im Aroma ist viel Holz, Nelke, Pfeffer, aber auch Vanille und Schokolade, ein bisschen Kirsch. Etwas marmeladig, etwas grün. Muss man mal abwarten, wie er sich entwickelt…

Loggia della Sassaie, Vino Nobile di Montepulciano 2004
Vino Nobile di Montepulciano DOCG
Italien/Toskana

Rot; 13,5 % Alkohol
24 Monate im Fass

Brunello-Embargo abgewendet

Wein

Der italienische Staat gibt für Brunello Exportgarantien und überprüft Weine, die in die USA geliefert werden. So kommt die italienische Regierung einem drohenden Embargo für Brunello zuvor, schreibt der Wine Spectator. Ein spezielles Büro im Landwirtschaftsministerium soll dafür zuständig sein. Das Consorzio war einige Wochen zuvor schon entmachtet worden. Eine solche Exportgarantie ist einzigartig in Italien und zeigt, welchen Stellenwert der Weinhandel hat.

Antionori konnte für seinen Brunello den Vorwurf zu panschen inzwischen abwenden, Argiano hat seinen Wein deklassiert (IGT Sant Antimo?) und bei Banfi und Frescobaldi steht das Ergebnis der Prüfung noch aus.

Am Rande: Was mich beim Wine Spectator dann doch wundert, ist, dass man für Blogs bezahlen soll. Das widerspricht irgendwie dem Web-2.0-Gedanken, und in echten Bloggerkreisen werden sie damit nix!

Vino-Nobile-Skandal

Kost

Dass nun der Vino Nobile seinen Brunello-Skandal bekommen hat, wundert mich doch, denn die Aktien des Nobile stehen nicht so hoch im Kurs, dass sich ein Schummeln lohnt, und auch die Vorschriften sind längst nicht so streng wie die für Brunello. Nobile muss nur aus mindestens 70 Prozent Sangiovese bestehen.

Dennoch hat die Polizei einige Produzenten durchsucht, die eher auf Masse ausgerichtete Vecchia Cantina und pikanterweise Gattavecchi, deren Chef Luca Gattavecchi auch gleichzeitig Vorsitzender des Consorzio del Vino Nobile di Montepulciano war. War, denn er ist vor zwei Tagen zurückgetreten, da das Consorzio über die Einhaltung der Vorschriften bei den Produzenten wachen soll. Ein Berlusconi im Kleinen. Chef ist nun vorläufig Federico Carletti von Poliziano.

Mit dieser zügigen Entscheidung möchte das Consorzio wahrscheinlich dem Schicksal entgehen, dass das Consorzio del Vino Brunello ereilt hat. Es wurde ebenfalls vor zwei Tagen vom italienischen Landwirtschaftsminister Luca Zaia (Lega Nord) entmachtet.

Quellen: Wein Plus, Reuters Italia, AGI

Nachtrag: Auch The Pour hat einen Bericht über das entmachtete Brunello-Konsortium.

Reisemitbringsel

Wein

Als ich meiner Frau vorgeschlagen habe, ein paar Kinder in Italien zu lassen, und statt denen ein paar Kisten Wein mitzunehmen, könnt Ihr Euch vorstellen, was sie mir erzählt hat… Nicht mal den Kinderwagen durfte ich da lassen 😦 Mitgebracht hab ich dennoch viel: Erinnerungen, Verkostungsnotizen und die Hoffnung auf einen größeren Kofferraum 🙂

Ein Wein hat mir besonders gut geschmeckt: Ein Brunello Campogiovanni von 2001. Über Brunello wurde in letzter Zeit viel geschrieben, gerade über den skandalumwobenen Barrique-Stil, der dem Wein der Meinung vieler Experten nach nicht sonderlich gut tut. Campogiovanni ist hingegen ein Klassiker, der drei Jahre im traditionellen, großen Holzfass ausgebaut wird und dann noch ein Jahr in der Flasche liegt, bevor er verkauft wird. Er ist auf eine längere Lagerzeit ausgelegt, was man dem 2001er auch anschmeckt, der so gesehen noch ein junger Wein ist. Sowohl im intensiven Aroma als auch im Geschmack zeigen sich deutliche Gerbstoffe, Leder, Pfeffer, Sternanis, aber auch schon reife Noten nach getrockneten Früchten, wie Pflaumen, Feigen, Aprikosen, dann Karamell, Kirsche, Tomate. Der Geschmack ist frisch mit feinen Tanninen, sehr extraktreich und voll im Mund, leichte Süße im Hintergrund, etwas feurig, schwer und lang. Für meine Begriffe ist er sehr gut trinkreif jetzt, wobei ich Weine mag, die noch etwas Biss haben. Er hat aber eben durchaus noch Reifepotential.

Noch zwei Reisetipps: Alle (!) Brunellos kann man in der Enoteca auf der Burg in Montalcino offen also glasweise probieren. Ist recht voll, aber spart eine Rundreise. Sehr günstig kauft der Reisende in den Supermärkten der Gegend, etwa Buonconvento oder Monteroni. Die sind weinmäßig gar nicht schlecht ausgestattet.

Campogiovanni (San Felice) Brunello di Montalcino 2001
Brunello di Montalcino DOCG
Italien/Toskana

Rot; Sangiovese
13,5 % Alkohol; Ausbau im großen Holzfass

Brunello-Skandal: USA will Importe stoppen

Bloggen und Medien, Wein

Der Wein-Blog der NY-Times, The Pour, berichtet, dass die amerikanische Regierung darüber nachdenkt, die Einfuhr von Brunello zu stoppen. Das Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau, das auch für den Import zuständig ist, hat von der italienischen Regierung Informationen über vom Skandal betroffene Brunello-Erzeuger verlangt, diese aber nicht im ausreichenden Maße erhalten. Die Folge könnte ein totales Einfuhrverbot sein, bis eigene Labortests ergeben haben, welche Weine illegal verschnitten wurden.

Bedenklicher an dem Bericht finde ich aber die Tatsache, dass das Brunello-Konsortium in diesen Tagen darüber diskutiert, die Regeln für Brunello aufzuweichen, so dass neben Sangiovese auch Merlot (fruchtiger) und Syrah (dunkler) zulässig wären. Das wäre schade, denn dann verliert der Brunello seinen eigenen Charakter und es wird ein Wein, der sich nicht mehr von den vielen Coca-Cola-Weinen dieser Welt unterscheiden wird, um einen sehr treffenden Begriff von Stuart Pigott zu verwenden.

Weinrallye 11: Fast wie Rot und Weiß

Wein, Weinrallye

Beitrag zur 11. Weinrallye zum Thema Rosé bei Nikos Weinwelten:

Tja, fast hätte ich über dem schönen Wetter heute vergessen, meinen Text abzuliefern. Wie ich an den fundamental schlechten Besucherzahlen meines Blogs erkenne, haben es viele andere auch nicht an den PC geschafft. Aber da Tom und ich zwei wirklich gute Weine getrunken haben, lohnt sich die kleine Pause im auch ganz angenehm kühlen Arbeitszimmer 🙂

Wir hatten nämliche zwei Rosé-Pole, der eine hatte den Charakter eines Weißweins, mit ein paar roten Tönen, und der andere war schon ein Roter, aber eben nur ein bisschen leichter und frischer. Beide kamen nicht aus D, Ö, Südtirol, sondern der Helle vom anderen Ufer des Gardasees, bzw. der Dunkle gleich aus Spanien. Das rundet den Blickwinkel der Rallye vielleicht etwas ab.

Zu den Weinen. Der Chiaretto Rosa Mara von Costaripa stammt aus der Bardolino-Gegend, ist aber ein Garda Classico DOC von 2007. In der Cuveé mischen sich unverdrossen Gropello, Marzemino, Barbera und Sangiovese. Die Farbe ist helles Lachrot, der Duft eher dezent nach reife Erdbeeren, Himbeeren und eine leichte Würze. Die Frucht ist sehr fein und nicht marmeladig. Im Geschmack dominiert eine frische Säure, dazu kommt eine leichte Süße und ein feines Prickeln. Insgesamt rund und lang. Ich konnte weder Barbara noch Sangiovese deutlich erkennen, ganz klar schien mir hingegen die norditalienische Herkunft.

Der andere ist ein Somontano Rosado DO von Enate aus dem Jahr 2006, ein Rosé aus Cabernet Sauvignon. Der ist gleich viel dunkler, helles Rubinrot, und zeigt ein schönes Leuchten. Der Duft ist intensiv nach Erdbeere, Himbeere, aber auch dunklere Beeren, rote Johannisbeere. Dazu kommt eine deutliche Würze nach grünen Kräutern, Liebstöckel, Leder, leicht mineralisch und leicht marmeladig. Der Auftakt ist ebenfalls frisch, ebenfalls ein leichtes Prickeln, aber eine feine Tanninstruktur liegt drunter. Insgesamt rund und lang. Die Sorte kommt gut hervor.

Zufällig sind sich beide Weine in vielen Charakterzügen ähnlich: Die Frische, die Fruchtnoten, die Kohlensäure, aber der eine tendiert eben eher zu Weiß, der andere zu Rot. Der Chiaretto hatte die etwas feinere Frucht, während mir beim Rosado die sanfte Tanninbasis gefiel. Besser hätten wir die Auswahl nicht treffen können.

Lisini: Merlotfreier Rosso di Montalcino

Wein

Vielen Toskana-Liebhabern wird auf Grund des Brunello-Skandals das Vertrauen in die reine Sangiovese-Lust vergangen sein. Merlot-Traube und Barrique-Fass machen einen weichen, fruchtigen Wein, wie er dem modernen, so genannten internationalen Stil entspricht — um es positiv auszudrücken. Oft schmeckt das nicht schlecht, aber wer etwas Ursprünglicheres sucht, sollte zu traditionell erzeugten Weinen greifen. Das bedeutet im Montalcino-Gebiet, Ausbau im großen Holzfass (3000 bis 5000 Liter) und nicht im kleinen Barrique (225 Liter). Hinein darf natürlich, wie es das Gesetz vorschreibt, nur Sangiovese Grosso. Die Weine sind im Ergebnis strenger und bei Brunello DOCG oft erst nach Jahren zugänglich. Einen Rosso DOC (von Caparzo) hatte ich für die Sangiovese-Weinrallye letztes Jahr vorgestellt, einen weiteren möchte ich hier nun beschreiben: Den Rosso di Montalcino 2005 von Lisini.

Die Farbe ist Rubinrot mit blauen Rändern. Kräftiges Aroma, streng, komplex, Holz, Bleistift, Wild, Tabak, Pfeffer, Veilchen, Wacholder, Nelke. Im Lauf des Abends kommen Waldbeeren hervor, Himbeere, Holunder, Trockenpflaume. Der Auftakt ist ebenfalls herb, kräftige, junge Tannine, frische Säure, trocken, schwer und lang. Sehr gerader, edler Wein, der nach Toskana schmeckt. Hat noch viel Zukunft.

Merlot statt Brunello

Wein

Brunello ist der Name einer Traubensorte, auch Sangiovese genannt. Der Brunello aus dem touristisch etwas überlaufenen toskanischen Dörfchen Montalcino hat eine gewisse Berühmtheit erlangt und kostet inzwischen eine gute Stange Geld. Ein Fünftel der Produktion geht in die USA, doch die Konsumenten dort mögen es eigentlich nicht ganz so streng, wie Brunello nun einmal ist. Statt ihnen Sant’Antimo zu verkaufen, der günstiger und charmanter ist, haben eine Reihe kluger Winzer einfach etwas weicheren Merlot in ihren Brunello gekippt. Merlot ist aber kein Brunello und beides zusammen IGT und nicht DOCG. Sant’Antimo eben. Klingende und klingelnde Namen wie Banfi, Antinori und Frescobaldi sind darunter. Nun ermittelt die italienische Polizei.

Nicht nur das. Norditalienische Produzenten haben ein Gebräu erzeugt, das nur noch zu einem geringen Teil aus Wein besteht. Andere Komponenten sind Düngemittel und sogar Salzsäure. Von 70 Millionen Litern ist die Rede, die zugehörigen Weine sind im Billigsegment angesiedelt. Was soll man jetzt trinken? Billig geht nicht, teuer auch nicht? Vielleicht gleich kalifornischen Wein?

Via Stern