Weinrallye 32: Fränkisches Erdbeerbonbon

Wein, Weinrallye

Vorweg: Geht es Euch auch so, man kommt nach draußen, das Wetter ist ja ganz schön die Tage, und irgendetwas fehlt. Man merkt nicht genau, was es ist, nur ein unbestimmtes Gefühl, bis man in den Himmel blickt und feststellt, es fliegen keine Flugzeuge. Wir liegen nicht gerade in einer Einflugschneise, aber dennoch spüren und genießen wir die Ruhe. Geht Euch das auch so?

Aber nun zum Thema. Die 32. Weinrallye, ausgelobt von Iris vom südfranzösischen Weingut Lisson, hat die zickigste Weinsorte der Welt zum Thema, den Pinot Noir. Im besten Fall ergibt es den besten und teuersten Wein der Welt, den großen Burgunder, und im schlechtesten Fall den schlechtesten, einen faden, sauren Spätburgunder. Kaum eine Sorte umfasst solch eine Qualitätsspanne. Schlimm finde ich, dass die Kellermeister oft mangelnde Substanz im Pinot durch zu viel Alkohol oder Zucker ausgleichen wollen. Der schon vorgeglühte Kneipenbesucher mag drauf reinfallen, ich mag beides nicht.

Ausgesucht hab ich mir eine Flasche Nordheimer Vögelein von der Winzergenossenschaft Nordheim aus dem Jahr 2003. Er stellt gewissermaßen einen Zwitter dar, er hat die Substanz und war mir dennoch zu süß. Das ist wahrscheinlich dem Jahrhundertsommer 2003 geschuldet. Insgesamt ist er auf dem absteigenden Ast, die Räder gehen ins Ziegelrote und im Aroma findet sich schon etwas welkes Laub. Hinzu kommen Rauch, Erdbeeren, Cocktailkirschen, Rose. Im Geschmack ist er mild, opulent, wieder Erdbeere, etwas Hagebutte und Tomatenkonfitüre. Dass er ziemlich süß war, obwohl trocken auf dem Etikett steht, brauch ich nicht noch mal zu erwähnen. Als Ausgleich findet sich eine akzeptable, geschmeidige Säure, sodass der Wein durchaus noch gut trinkbar ist und nicht ohne Genuss, wenn man ihn als Bonbon mag. Leicht gekühlt schmeckt er am besten.

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