Weinrallye 12: Vom Gottesacker

Wein, Weinrallye

Nun ist sie 12 Monate alt die Weinrallye, 13 muss man fast schon sagen, und wieder beim Winzerblog gelandet. Und „in Gottes Namen“ soll es ein Wein von heiligem Land sein, also von einem kirchlichen Weingut oder einer Lage, die einmal in kirchlichem Besitz war. Ein schönes Thema, Thomas, vielen Dank für ein Jahr Weinrallye, wir trinken auf die nächsten, die noch kommen werden.

Ausgesucht haben wir uns einen Trunk, dessen Name wohl keinen Zweifel lässt, dass er mit dem Segen des Herrn gewachsen und gekeltert ist: Der Saint Christol von der Domaine Saint Sophie. So viele Heilige, und während mir die kalte Soffi, die letzte der Eisheiligen, noch etwas sagt, scheiterte meine Recherche beim Heiligen Christol, der wohl ein Lokal- und Schutzheiliger im AC Coteaux du Languedoc sein mag.

Ob mein Wein als Messwein taugt, bezweifle ich, denn er haut nicht nur die alten Omas rückwärts von den Altarstufen direkt ins Grab, sondern auch der Pfarrer wird sich schwer tun, anschließend noch in gegebener Demut ein Lied zu schmettern. Dem Katholik mag das Singen noch leichter fallen, er ist vom Weihrauchnebel schon etwa vorgelockert. Sei der Wein nun das Blut Christi selbst oder nur dessen Symbol, so stark ist der Bruder (13%), dass nur die bitteren Tannine den Gläubigen an seine Sünden mahnen. Auf Holz und Leder sollst Du schlafen, dich Nähren von grünen Wildkräutern und sauren, roten Waldbeeren, könnte der passende Predigttext dazu lauten. Gekrönt von einem langen Abgang, der den Gläubigen hinwegträgt von den Verlockungen dieser Welt, begleitet von dem gesottenen Wildhasen, der dazu in aller Würde verspeist wurde. Amen.

14 Gedanken zu “Weinrallye 12: Vom Gottesacker

  1. Den Heiligen Christol habe ich auch nicht gefunden, aber eine sehr gut gemachte Seite über die Geschichte des gleichnamigen Dorfes, aus dem dein Wein stammt : http://www.saint-christol.com/decouv_histoire0.html

    Ursprünglich hieß der Heilige also vermutlich Christopherus – hier befand sich ja auch ein Haltepunkt der Pilger auf dem Jakobsweg (wie bei meinem Weinrallye-Wein), auch der spätere Malteserorden war hier ansässig.

    In der Kirche von Saint Christol ging es öfter hoch her – u.a. als um 1905 die Gläubigen sich dort verbarrikadierten, um gegen die Beschlagnahmung ihrer Kirchenschätze durch den staatlichen Steuereintreiber Wiederstand zu leisten: 13 mal hielt die Kirchentür dem Rammbock stand, ehe sie mit Ächsten aufgebrochen werden konnte: da braucht man drinnen schon einen starken Tropfen…

    Heute gehört Saint Christol zu den 13 Gemeinden, die ihren Namen der Appellation Coteaux du Languedoc hinzufügen dürfen.

    Die Heilige Sophie ist übrigens, soweit ich weiss, eine der Eisheiligen…

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